Jobsuche in Finnland

Finnlands Wirtschaft ist mehr als Nokia

Als IT-Experte rechne ich mir gute Chancen in Finnland aus. Gibt es bei der Arbeitssuche irgendwelche Besonderheiten zu beachten?

Finnland hat seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts einen tiefgreifenden Strukturwandel von einem Agrarland hin zu einer Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft durchlaufen. Rund zwei Drittel aller Erwerbstätigen sind derzeit im Dienstleistungssektor beschäftigt. Wichtigster Industriezweig des Landes ist die Elektroindustrie. Sie produziert mit Telekommunikationsgeräten und Internet-Netzwerken die erfolgreichsten Exportartikel des Landes. Ganz an der Spitze steht Nokia, der Weltmarktführer im Bereich der mobilen Kommunikation.

In dem innovationsfreudigen Klima im Süden Finnlands hat sich eine Art "Silicon-Valley" des Nordens entwickelt: Zahlreiche internationale Computer-, Software- und IT-Unternehmen haben sich in der Gegend um Helsinki angesiedelt oder zumindest ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen hierher verlegt. Dazu gehören IBM, ICL, Hewlett Packard, Lotus, SAP und Razorfish. Siemens entwickelt und forscht bereits seit 1981 in einem eigenen Kompetenz- und Entwicklungszentrum im Süden Finnlands.

Neben der IT-Branche und dem Dienstleistungssektor ist für Finnland die Forstwirtschaft von großer Bedeutung. Für Arbeitsuchende sind die Chancen in diesen Bereichen besonders hoch, wenn sie nicht nur über Kenntnisse in den Korrespondenzsprachen Deutsch und Englisch verfügen, sondern neben Grundkenntnissen in Finnisch noch eine weitere Fremdsprache beherrschen.

Die Arbeitslosenquote lag im September 2017 bei 8,7 Prozent (Quelle: Eurostat). Extrem hoch ist die Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen (20,5 Prozent) und den Zuwanderern. Zwischen 2005 und 2016 hat sich die Zahl der Immigranten fast verdreifacht (von 113.852 bis 329.219). Die meisten von ihnen leben in Helsinki und Umgebung.

In den nächsten Jahren werden die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Dies wird laut Aussage des finnischen Ministeriums für Arbeit zu einem Arbeitskräftemangel in vielen Wirtschaftszweigen führen.

Bereits jetzt werden Fachkräfte in den Sektoren Industrie (Elektronik, IT, Metallverarbeitung), Gesundheitswesen (Pflegeberufe, Zahnärzte, Apotheker), Handel (Verkäufer) sowie Transport- und Immobilienwirtschaft gesucht. Auch in der Landwirtschaft sind sowohl kompetente Arbeitskräfte als auch Saisonarbeiter gefragt.

Die Durchschnittslöhne sind in Finnland niedriger als in Deutschland. Der Jahresbruttoverdienst in Finnland beträgt durchschnittlich knapp 41.000 Euro, in Deutschland knapp 45.000 Euro. Und die Lebenshaltungskosten sind im Durchschnitt auch noch 15 Prozent höher als in Deutschland.

Erste Informationen und Stellenanzeigen finden Sie bereits auf den Internetseiten des Arbeitsamtes, auch in englischer Sprache. EURES, das Portal für berufliche Mobilität in Europa, stellt sowohl Stellenangebote  als auch Informationen über Leben und Arbeiten in Finnland zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von teilweise kostenpflichtigen Jobbörsen und Consulting-Dienstleistungen: Vermittlung Fach- und Führungskräften, Zeitarbeit und ein EU-Portal für Akademiker.

Wenn Sie eine Initiativbewerbung planen, können Ihnen die finnischen Gelben Seiten (Keltaiset Sivut) oder die Deutsch-Finnische Handelskammer weiterhelfen. Wenn Sie mit einem kaufmännischen, technischen oder akademischen Abschluss eine Position im finnisch-deutschen Geschäftsumfeld anstreben, können Sie Ihre Angaben in die Datenbank der Deutsch-Finnischen Handelskammer eintragen lassen. Mit den Hinweisen zum Berufswunsch, der Gehaltsvorstellung und der Unternehmensart wird der Lebenslauf dort elektronisch verwahrt und auf Anfrage den Unternehmen zur Verfügung gestellt.

Wenn Sie in Zeitungen nach Jobangeboten suchen wollen, sind für Sie die Sonntagsausgaben von "Helsingin Sanomat" interessant, in der Region von Turku die "Aamulehti". Auch die vom Arbeitsamt zweimal in der Woche erscheinende Zeitung "Työmarkkinat" enthält eine große Anzahl an Angeboten, die aber leider nicht online zur Verfügung stehen.

Vor Ort wenden Sie sich an die lokalen Arbeitsämter ("Työvoimatoimisto"), denn circa 70 Prozent aller Stellenangebote laufen über sie. Es sind jedoch auch private Arbeitsvermittler wie Adecco zugelassen, deren Internetseiten bereits erste Hilfestellungen für Interessenten in Deutschland bereitstellen.

In einem Land, in dem die IT-Branche einen so hohen Stellenwert hat, empfiehlt sich eine Bewerbung per E-Mail oder ein Hinweis auf Ihre eigene Bewerbungshomepage. Manche Arbeitgeber bieten bereits auf den eigenen Internetseiten Bewerbungsformulare an, die Sie auf jeden Fall nutzen sollten. Die 'normalen' Bewerbungsunterlagen enthalten in der Regel ein Anschreiben und einen Lebenslauf, seltener werden Zeugniskopien verlangt und auch ein Passfoto ist nicht unbedingt üblich.

Sie sollten das Anschreiben kurz halten und in einem lockeren, aber prägnanten Stil die wichtigsten Angaben zur Person und Motivation machen. Außerdem sollte das Anschreiben die Bitte um ein Vorstellungsgespräch enthalten. Der tabellarische Lebenslauf umfasst Angaben zur Person, Ausbildung, Berufserfahrung, gegebenenfalls Veröffentlichungen sowie Sprachkenntnisse, Hobbys und Empfehlungen und wird mit Datum und Unterschrift versehen. Sowohl Anschreiben als auch Lebenslauf sollten Sie möglichst in finnischer oder in englischer Sprache verfassen.

Bürgerinnen und Bürger aus der Europäischen Union benötigen keine Aufenthalterlaubnis mehr. Aber Sie müssen sich bei der Polizei registrieren lassen, wenn Sie sich länger als drei Monate in Finnland aufhalten. Und Sie müssen das Arbeitsamt informieren, wenn Sie eine Arbeit gefunden haben.

Wenn Sie in Finnland arbeiten, gelten für Sie die finnischen Rechtsvorschriften über soziale Sicherung. Weitere Informationen über das finnische Sozialsystem erhalten Sie bei der Deutschen Verbindungsstelle Krankenversicherung – Ausland (DVKA).

Weitere Informationen zum Arbeiten in Finnland erhalten Sie auch bei der ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung) der Bundesagentur für Arbeit. Allgemeine Informationen über Finnland finden Sie auf der Homepage des Auswärtigen Amtes.

Weitere Informationen:

Botschaft der Republik Finnland in Deutschland
Rauchstrasse 1
10787 Berlin
Tel.: 030 50 50 30
Fax: 030 50 50 33 33
E-mail:
Öffnungszeiten: Montag-Freitag von 9.00-12.00 Uhr

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Republik Finnland
Krogiuksentie 4b, 00340 Helsinki.
Tel.: 00358 9 458 580
Fax: 00358 9 45 85 82 58
E-mail: info@deutschland.fi

Länderinformation:
http://www.finland.de

Finnland-Institut Berlin:
http://www.finnland-institut.de/

Informationen des Arbeitsministeriums:
http://www.te-palvelut.fi/te/en/index.html

Einwanderungsbehörde:
http://www.uvi.fi/englanti/index.htm

Arbeitsvermittlung:
http://www.btcweb.de (Baltic-Training-Center)

Informationen zu Studium und Praktikum:
http://www.cimo.fi