Jobsuche in Spanien

90 Prozent aller neuen Arbeitsverträge sind befristet

Gerne würde ich mir eine Stelle als Werkzeugmacher in Spanien suchen. Wo fange ich am Besten an? Und kann ich das auch von Deutschland aus schon tun?

Situation auf dem spanischen Arbeitsmarkt

Trotz des starken Wirtschaftswachstums der letzten Jahre ist der spanische Arbeitsmarkt ist immer noch ein Sorgenkind. Die Arbeitslosenquote beträgt rund 16,3 Prozent (Quelle: Statista) und liegt damit deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Allerdings gibt es sowohl in Bezug auf die Arbeitslosenquote als auch das Lohnniveau starke regionale Unterschiede.

Die Arbeitslosigkeit in den drei autonomen Regionen Madrid, Aragon und Navarra ist, zusammen mit den Balearen (9,5 Prozent), am niedrigsten Im Land. Die höchsten Quoten verzeichnen Extremadura (27,5 Prozent), Andalusien (28,9 Prozent) sowie die Kanaren (26,1 Prozent).

Der Jahresbruttoverdienst in Spanien beträgt durchschnittlich rund 24.000 Euro. In Madrid sind die durchschnittlichen Gehälter am höchsten, in Extremadura am niedrigsten. Als reiche Regionen gelten neben Madrid und Barcelona das Baskenland, wogegen die südlichen Landesteile zu den Ärmeren zählen. Im Dienstleistungssektor führend sind Madrid, die Kanaren und Balearen, in der Landwirtschaft Galicien und La Rioja.

Die schwierige Situation auf dem spanischen Arbeitsmarkt erschwert die Jobsuche. Gute Beschäftigungschancen haben

Unter den akademischen Berufen ist die Nachfrage nach IT-Experten, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern auf dem spanischen Arbeitsmarkt am größten. An Geistes- und Wirtschaftswissenschaftlern gibt es hingegen ein Überangebot an jungen Universitätsabsolventen, die meistens jünger sind als die deutsche Konkurrenz.

Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftssektor für Spanien. Der Anteil am BIP betrug im Jahr 2016 rund 11 Prozent und brachte dem krisengebeutelten Land einen Rekord von 75 Millionen ausländischen Besuchern. Daher ergeben sich hier besonders aussichtsreiche Chancen, gerade in der deutschsprachigen Branche.

In Tochterunternehmen deutscher Konzerne finden Deutsche selten einen Job. Spanische mittelständische Unternehmen, die sich auf dem deutschen Markt engagieren, bieten dagegen die größten Beschäftigungsmöglichkeiten.
Eine weitere Besonderheit, die unbedingt beachtet werden muss: 90 Prozent aller neu abgeschlossenen Verträge sind befristet.

Stellensuche

Die Arbeitssuche vor Ort ist der beste Weg eine Stelle zu finden. Nicht nur, weil Beziehungen enorm wichtig sind ("tener enchufes"), sondern auch, weil für Spanier der persönliche Kontakt eine große Rolle spielt. Wenn Sie sich bewerben sollten Sie damit rechnen, dass die Vorstellungsgespräche sehr entscheidend sind. Es kann passieren, dass Sie mehrfach zu einem Gespräch eingeladen werden.

In allen Städten gibt es Dienststellen der spanischen Arbeitsverwaltung "Oficinas de Empleo". Deren Adresse können Sie für Ihre Region bei dem Instituto Nacional de Empleo (INEM) recherchieren. Sie können sich dort als Arbeitsuchender einschreiben. Die Voraussetzung dafür ist, dass Sie neben einem gültigen Ausweis auch einen spanischen Wohnsitz vorweisen können.

Die staatlichen Arbeitsverwaltungen stellen auch Online-Stellenbörsen zur Verfügung: für die Kanaren: http://www.gobiernodecanarias.org/empleo, für Galizien: http://www.gencat.es/treball. Es gibt auch viele andere Online-Stellenbörsen für Spanien: http://www.monster.es; http://www.stepstone.es; http://www.jobpilot.es; http://www.expansionyempleo.com/; http://www.todotrabajo.com/; und für technikorientierte Berufe: http://www.tecnoempleo.com/.

Eine große Bedeutung für die Arbeitsvermittlung haben Zeitarbeitsfirmen, zum Beispiel Adecco und Randstad. Diese stellen für ihre Bemühungen die Gebühr nicht dem Arbeitsuchenden, sondern - bei gelungener Vermittlung - dem Arbeitgeber in Rechnung.

Natürlich können Sie auch versuchen, sich von Deutschland aus in den einschlägigen Zeitungen über offene Stellen zu informieren. Sie enthalten zumeist täglich Stellenangebote, die meisten finden Sie in der Sonntagsausgabe. Wenn Sie sich diese Zeitungen an einem deutschen Kiosk kaufen möchten, sollten Sie vorher prüfen, ob die angebotene Auslandsauflage auch wirklich den Stellenteil enthält. Die Webseiten dieser Zeitung können Sie am Ende dieser Seite finden.

Einen besonderen Service bietet die Deutsch-Spanische Handelskammer mit ihrer Stellenvermittlung. Dort können Sie Ihren Lebenslauf in die Datenbank aufnehmen lassen und mit eingehenden Stellenangebote werden mit dem Bewerberprofil abgeglichen und Vorstellungsgespräche mit interessierten Unternehmen organisiert. Vermittelt wird an deutsche Unternehmen mit Vertretungen in Spanien und exportorientierte spanische Firmen. Die Adressen von spanischen Firmen können Sie auch in den spanischen Gelben Seiten finden.

Wie bewirbt man sich in Spanien

In Spanien ist das Verschicken von Kurzbewerbungen in hoher Zahl üblich. Bei Interesse eines Arbeitgebers, reichen Sie dann Ihre ausführlichen Unterlagen nach. Zu den vollständigen Bewerbungsunterlagen gehören ein einseitiges Anschreiben (die Bitte um ein Vorstellungsgespräch nicht vergessen) und einem zweiseitigen tabellarischen Lebenslauf. Das Anschreiben bezieht sich direkt auf die Stelle, ist präzise und förmlich abgefasst. In Spanien steht die Absenderadresse am Ende des Schreibens zwischen Grußformel und der Unterschrift mit Vor- und Zunamen.

Der Lebenslauf wird in "Datos personales" (persönliche Angaben), "Estudios" (Ausbildung), "Experienca Profesional" (Berufserfahrung), "Idiomas" (Sprachkenntnisse), "Aficiones" (Freizeitaktivitäten) gegliedert. Zu Ihren persönlichen Angaben gehört auch die Personalausweisnummer. Referenzen sind nicht üblich. Wenn Sie möchten, können Sie ein Foto von einem professionellen Fotografen beilegen.

Wenn Zeugnisse und Arbeitsproben nicht ausdrücklich verlangt werden, legen Sie diese in übersetzter und beglaubigter Form erst beim Vorstellungsgespräch vor. Dieses Vorstellungsgespräch entscheidet letztlich, ob Sie die Stelle bekommen. Ihr spanischer Arbeitgeber erwartet absolute Pünktlichkeit von Ihnen. Sie müssen sich auf Persönlichkeitstest, biografische Fragebögen und eine medizinische Untersuchung einstellen.

Aufenthalt

Wenn Sie einen Job gefunden haben, stehen Sie vor dem nächsten Problem. Es ist sehr schwierig eine Wohnung zu mieten, weil Spanier traditionell eher Wohnungen kaufen. Aber auch der Wohnungskauf ist in letzter Zeit fast unerschwinglich geworden. Auf eine mehrstündige Siesta können Sie sich in Spanien auch nicht mehr freuen. Es sind längere Mittagspausen als in Deutschland üblich, aber eine Abwesenheit vom Arbeitsplatz von drei Stunden und mehr, kann sich in Zeiten der Globalisierung kaum noch eine Firma erlauben.

EU-Bürger brauchen erst ab einem Aufenthalt von 90 Tagen innerhalb eines Zeitraumes von 180 Tagen eine Aufenthaltsgenehmigung. Wer nach Ablauf der 90 Tage noch keine Arbeit gefunden hat, ist zu einem längeren Aufenthalt berechtigt, sofern er weiterhin eine Arbeitsstelle sucht. Die Aufenthaltsgenehmigung kann bei der Ausländerbehörde (Oficina de Extranjeros) beantragt werden. Normalerweise wird eine Aufenthaltsgenehmigung für fünf Jahre erteilt, das Verfahren kann jedoch mehrere Monate dauern.

Eine Arbeitserlaubnis brauchen Sie dank der EU-Freizügigkeit nicht.

Weitere Informationen erhalten Sie auch bei den Botschaften:

Botschaft des Königreichs Spanien in Deutschland
Lichtensteinallee 1
10787 Berlin
Tel.: 030 254 00 70
Fax: 030 2579 9557
E-mail: emb.berlin.inf@maec.es

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
Calle Fortuny, 8
E- 28010 Madrid
Tel.: 0034 91 5579000
Fax: 0034 91 3102104
Email: info@madrid.diplo.de

Deutsche Handelskammer für Spanien
Avenida Pio XII, 26-28                      
E - 28016 Madrid
Tel.: 0034 91 353 09 10
Fax: 0034 91 359 12 13
E-mail: madrid@ahk.es

Europäisches Berufsberatungszentrum Partnerland Spanien
Arbeitsamt Frankfurt am Main
Fischerfeldstraße 10-12
Tel.: 0049 069 2171 2535
Fax: 0049 069 2171 2662

Weitere Informationen zum Arbeiten in Spanien finden Sie bei der ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung) der Bundesagentur für Arbeit.

Informationen über das Land erhalten Sie auf den Internetseiten des Auswärtigen Amtes und unter http://www.spanien-abc.com/

Spanische Tageszeitungen
El Pais: http://www.elpais.es
ABC: http://www.abc.es
El Mundo: http://www.elmundo.es