Physiker aus Schweden will in Deutschland promovieren
Finanzierung über Nebenjob, Stipendium oder Job als wissenschaftlicher Mitarbeiter
Als diplomierter Physiker aus Schweden möchte ich gerne in Deutschland meinen Doktor machen. Gibt es bestimmte Regeln für eine Promotion in Deutschland? Wie kann ich mir eine Promotion finanzieren?
In Deutschland legt jede Hochschule die Regeln für die normalerweise kostenlose Promotion selber fest. Sie suchen sich ein Institut an einer Hochschule oder einer Forschungseinrichtung, suchen sich einen Betreuer für Ihre Arbeit und müssen noch Ihr Hochschuldiplom anerkennen lassen. Für die Finanzierung Ihrer Lebenshaltungskosten kommt ein Nebenjob, ein Stipendium oder eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Frage.
Es gibt kein verbindliches Curriculum, welches die Inhalte oder die Dauer einer Promotion in Deutschland festlegt. Die Hochschulen bestimmen die Regeln für eine Promotion an ihrer Hochschule eigenständig. Normalerweise finden Sie auf den Homepages der Universitäten die Promotionsordnungen. Die Promotion an deutschen Hochschulen ist in der Regel noch kostenlos. Das bedeutet Sie benötigen nur Geld, um Ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.
Auf dem Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz im Internet können Sie suchen, welche deutschen Universitäten welche Art von Doktorabschlüssen für den physikalischen Bereich anbieten. Dafür gehen Sie auf der Startseite auf “Promotionen“, dann weiter auf “Promotionsmöglichkeiten“ und geben dort als Sachgebiet "Physik" ein. Forschungseinrichtungen in Deutschland können Sie auch über die Suchmaschine des Forschungsportals des Bundesministerium für Bildung und Forschung finden.
Wenn Sie sich eine Universität ausgewählt haben, suchen Sie einen Professor, der Ihre Doktorarbeit betreuen will. Dieser möchte normalerweise eine kurze Beschreibung Ihres Forschungsthemas, Angaben zu Ihren Erfahrungen, über die Sie in Ihrem Forschungsfeld verfügen und Ihren Lebenslauf als Bewerbung haben.Ist dieser interessiert Sie als Doktoranden anzunehmen, wird er Sie bitten, in einem ausführlichen Exposé Ihr Forschungsvorhaben zu erklären. In manchen Fällen müssen Sie auch schriftliche oder mündliche Tests ablegen.
Nun muss nur noch festgestellt werden, ob Ihr Abschluss einem deutschen Universitätsabschluss entspricht. Dafür senden Sie dem Dekan des Fachbereichs, so Sie promovieren wollen, eine Kopie Ihres Abschlusses. Wenn Ihr Diplom anerkannt wird, erhalten Sie eine schriftliche Äquivalenzbestätigung. Wenn Sie Unterstützung benötigen, können Sie sich an das Akademische Auslandsamt der Hochschule wenden.
In enger Abstimmung mit Ihrem Betreuer verfassen Sie dann Ihre Doktorarbeit, Dissertation genannt, als eine eigenständige Forschungsleistung. Häufig sehen die Promotionsordnungen der Universitäten vor, dass Sie Ihre Arbeit auch in englischer Sprache verfassen können. Natürlich muss damit auch Ihr Betreuer einverstanden sein. Wenn Sie Ihre Dissertation in deutscher Sprache verfassen möchten, benötigen Sie einen Nachweis über Ihre Sprachkenntnisse (Deutsche Sprachprüfung für Hochschulbewerber, DSH oder Test Deutsch als Fremdsprache für Studienbewerber, TestDaF). Für diese Art von Promotion sind Selbstständigkeit und Eigenmotivation die Voraussetzung.
In Deutschland gibt es bisher nur etwa 360 Programme von Graduate Schools oder Graduiertenzentren, in denen Doktoranden betreut werden. Diese bieten einige Vorteile, denn die Betreuung ist oftmals besser, es wird im Team gearbeitet, die Forschungsvorhaben sind interdisziplinär angelegt und es werden auch fachübergreifende Fähigkeiten wie zum Beispiel soft skills vermittelt. Diese Programme sind allerdings meistens kostenpflichtig. Eine Datenbank mit Suchfunktionen bietet der Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD).
Teilweise bieten auch Forschungsgesellschaft Möglichkeiten zur Promotion an. Auf dem Forschungsportal des Bundesministeriums für Bildung und Forschung werden interaktive Karten mit den einzelnen Standorten der Gesellschaften angeboten.
Für Ihre Finanzierung bieten sich Stipendien an. Das deutsche Mobilitätsportal für Forscher bietet eine Übersicht von Stipendienprogrammen für ausländische Forscher in Deutschland an. Auch der DAAD stellt eine Datenbank mit Suchfunktion zur Verfügung. Für Sie als graduierten Physiker aus Schweden gibt es einige Möglichkeiten, wo Sie sich für ein Stipendium bewerben können. Diese unterscheiden sich deutlich in der Länge und Höhe der Förderung, sowie in den Aufnahmebedingungen wie Altersgrenze, Notendurchschnitt und Sprachkenntnisse.
Ansonsten können Sie selbstverständlich nebenher mit einem Nebenjob Geld verdienen. Da Sie aus Schweden kommen, gelten für Sie die Freizügigkeitsrichtlinien der Europäischen Union. Sie können hier ohne eine Arbeitserlaubnis zu besitzen, einen Job annehmen. Sie bezahlen dann in Deutschland gegebenenfalls Ihre Steuern und es gelten für Sie die deutschen Rechte zur Sozialversicherung. Stipendium und Job miteinander zu verbinden ist nicht immer ganz einfach, da es häufig Verdiensthöchstgrenzen gibt. Manche Universitäten bieten auch Jobs für Wissenschaftliche Mitarbeiter an, häufig in Teilzeitbeschäftigung, die auf mehrere Jahre befristet sind und auch zur Promotion führen. Hier arbeiten Sie gleichzeitig für den jeweiligen Professor oder den Forschungsbereich, werden häufig auch in der Lehre eingesetzt und schreiben nebenher noch Ihre Doktorarbeit. Eine Übersicht über Jobbörsen für Akademiker im Internet finden Sie auf dem deutschen Mobilitätsportal für Forscher. Außerdem finden Sie auf den Internetseiten der einzelnen Hochschulen Stellenanzeiger.
Bei allen Fragen zu Ihrer Promotion in Deutschland kann Ihnen das deutsche Mobilitätszentrum bei der Alexander von Humboldt-Stiftung und viele andere Informationsstellen für ausländische Forscher weiterhelfen. Das deutsche Mobilitätszentrum betreut auch das deutsche Mobilitätsportal im Internet.
Weitere Informationen:
Informationen des Deutschen Akademischen Austauschdienst zur Promotion in Deutschland
Deutsches Mobilitätszentrum bei der Alexander von Humboldt-Stiftung
Jean-Paul-Str. 12
53173 Bonn
Tel.: 0228 833-271
Fax: 0228 833-114
E-Mail:
The European Researcher´s Mobility Portal. Dort können Sie auch Ihren Lebenslauf auf die Seite stellen, wenn Sie einen Job suchen.