Jobsuche in Frankreich
Mehr als Baguetteverkäufer und Crêpezubereiter möglich
Ich spreche neben Französisch auch noch Polnisch und meine Muttersprache Deutsch. Jetzt, nach meinem abgeschlossenen Betriebswirtschaftsstudium, möchte ich gerne in Frankreich einen Job suchen.
Aus einer in Frankreich durchgeführten Studie geht hervor, dass etwa ein Drittel aller Stellenbesetzungen über persönliche Kontakte zustande kommen und mehr als 50 Prozent aller freien Stellen nicht veröffentlicht werden. Wenn Sie über keine persönlichen Kontakte verfügen, sollten Sie es auch mit Initiativbewerbungen versuchen.
Deutschland ist und bleibt Frankreichs Wirtschaftspartner Nummer eins. Trotzdem behindern häufig fehlende Sprachkenntnisse und mentale Barrieren die Kommunikation mit unserem Nachbarland. Dies ist oft der Grund, warum großen Gesellschaften Auslandsniederlassungen in Frankreich gründen. Gute Chancen haben daher Bewerber bei den etwa 2500 französischen Dependancen deutscher Firmen. Wie für Stellen in ganz Frankreich gilt auch für diese, dass nicht nur sehr gute Französischkenntnisse verlangt werden, sondern auch, dass Sie sich auch auf dem französischen Markt und in der dort üblichen Branchenkultur bestens auskennen müssen.
Chancenreich sind deutsche Bewerber für Positionen im mittleren Management oder bei mittelständischen Unternehmen besonders dann, wenn sie Erfahrungen in einem deutschen Unternehmen und auf internationalem Parkett erworben haben. Generell sind die Chancen für Deutsche bei einem internationalen Unternehmen in Frankreich eingestellt zu werden, deutlich höher, als bei einem nationalen Unternehmen einen Job zu finden.
In Frankreich sind die Karrierechancen für Frauen höher als in Deutschland, in Führungspositionen befinden sich doppelt so viele Frauen wie in Deutschland. Die Berufstätigkeit einer Mutter gilt in Frankreich als normal und Teilzeitarbeitsplätze sind üblich.
Die Arbeitslosenquote lag in Frankreich im Jahre 2016 bei 10,1 Prozent (Quelle: Eurostat). Extrem hoch ist die Jugendarbeitslosigkeit von über 24 Prozent.
Frankreich ist der größte Agrarstaat innerhalb der EU und weltweit der zweitgrößte Lebensmittelexporteur. Im Agrarsektor sind aber nur vier Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. Die meisten Franzosen sind im Dienstleistungssektor beschäftigt. In diesem Bereich sind die Immobilienwirtschaft, der Handel und Finanzdienste die wichtigsten Branchen. Der wichtigste französische Industriezweig ist die Kraftfahrtindustrie. Im Export belegt die Chemieindustrie den ersten Rang. Im Industriebereich sind 22,5 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt.
Das durchschnittliche Bruttomonatsgehalt betrug in Frankreich 2014 rund 2.750 Euro. Premienleistungen nehmen immer mehr zu. Wenn bei Ihrem Unternehmen mehr als 50 Menschen arbeiten, ist eine Gewinnbeteiligung für die Mitarbeiter gesetzlich vorgeschrieben. Es gibt jedoch ein ausgeprägtes regionales Lohngefälle.
Unüblich sind Stellengesuche in Zeitungen. Deren Stellenanzeigen zu studieren ist aber trotzdem für Berufseinsteiger oder Bewerber für Positionen bis zur mittleren Führungsebene ein möglicher Weg. Die Tageszeitungen "Le Monde" und "Le Figaro", Wochenzeitungen wie "L'Observateur" und "L'Express" sind in ihren Auslandsausgaben oft um den gewichtigen Anzeigenteil abgespeckt, so dass die Angebote besser via Internet abgerufen werden können.
Begrenzt nutzbar sind die lokalen Dienststellen ("Agence Locale pour l'Emploi") der staatlichen Arbeitsverwaltung ANPE ("Agence Nationale pour l'Emploi"). Sie können sich dort nur eintragen lassen, wenn Sie bereits einen Wohnsitz in Frankreich haben. Allerdings ist das gesamte Stellenangebot über das Internet abrufbar.
Einen ebenfalls sehr guten Internetauftritt hat die private Arbeitsvermittlung für Führungskräfte APEC "Association pour l'Emploi des Cadres", über die auch der wöchentlich erscheinende "Courrier Cadres" mit Artikeln zum Arbeitsmarkt und Stellenanzeigen abonniert werden kann. In Ihre Suche können Sie auch andere, teilweise kostenpflichtige Internetbörsen, einbeziehen. Für Akademiker empfehlen sich die Seiten http://www.abg.asso.fr und http://www.cadremploi.fr. Die Seite http://www.manpower.fr richtet sich an Zeitarbeiter und Eures (europäisches Portal für berufliche Mobilität) unterstützt mit Angeboten und Informationen für alle Arbeitsuchenden.
Generell nimmt die Bedeutung von privaten Anbietern – vor allem Zeitarbeitsfirmen – für die Jobsuche in Frankreich zu, auch wenn letztere zunächst nur befristete Arbeitsverträge vermitteln. Die Erfahrung zeigt, dass mit den gewonnenen Kontakten besser eine Festanstellung zu finden ist.
Sie können auch die Möglichkeit der Initiativbewerbung nutzen. Passende Firmen können Sie in den französischen Gelben Seiten (Les Pages Jaunes) finden. Bei der Deutsch-Französischen Handelskammer erhalten Sie ein Niederlassungsverzeichnis von deutschen Unternehmen in Frankreich.
Bei Ihrem Bewerbungsanschreiben in Frankreich (lettre de motivation) ist die Begründung Ihrer Motivation besonders wichtig. Das Anschreiben sollte eine bis höchstens zwei Seiten lang sein. Für das Begleitschreiben empfehlen sich kurze Sätze, ein höflicher Ton und eine zurückhaltende Formulierung.
Der Lebenslauf sollte nicht länger als eine Seite sein, ein Foto muss nur auf Aufforderung beigefügt werden, außerdem wird er nicht datiert und unterschrieben. Er sollte übersichtlich in chronologischer oder anti-chronologischer Reihenfolge neben den Angaben zur Person folgende Bereiche auflisten: Ausbildung, Berufserfahrung, Praktika, besondere Kenntnisse (Sprachen, EDV) und Sonstiges (Hobbies, außerberufliche Aktivitäten, Veröffentlichungen) sowie Referenzen.
Noten anzugeben ist nicht üblich, sollte man es dennoch tun, müssen sie in das französische Notensystem übersetzt werden, wie übrigens auch die Abschlüsse und Berufsbezeichnungen. Im Lebenslauf wird auch ein Abschnitt "Karriereplanung" mit den beruflichen Zielen vorangesetzt. Arbeitszeugnisse gibt es in Frankreich nicht, deswegen werden Sie auch nicht gefordert. Nennungen von Referenzen und bisherigen Arbeitgebern sind wichtig, in Frankreich rufen die Personalverantwortlichen gerne bei Ihren ehemaligen Arbeitgebern an.
Wenn Sie in Frankreich arbeiten, gelten für Sie die französischen Rechtsvorschriften für soziale Sicherheit. Nützliche Informationen erhalten Sie auch bei der ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung).
Weitere Informationen erhalten Sie bei den Botschaften:
Botschaft der Französischen Republik
Pariser Platz 5
10117 Berlin
Tel.: 030 590 03 90 00
Fax: 030 590 03 91 10
Email: consulat.berlin@diplomatie.gouv.fr
Deutsche Botschaft in Frankreich
24 rue Marbeau
75116 Paris
Tel.: 0033 1 53834500
Fax: 0033 1 43 59 74 18
Email:
Konsularabteilung
28, rue Marbeau,
75116 Paris
Tel: 0033 1 53 83 45 00
Fax: 0033 1 40 67 93 53
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